Künstliches Licht gibt uns Menschen ein Gefühl von Sicherheit in der Nacht, und es erlaubt uns aktiv zu sein, auch wenn gerade kein Sonnenlicht zur Verfügung steht. Dementsprechend viel Kunstlicht nutzen wir in unserem Alltag. Dabei bleibt es zumeist nicht auf die Orte begrenzt, an denen wir es brauchen, sondern strahlt auch weit darüber hinaus. Da die Küstenlinien der Erde zu den am dichtesten besiedelten Räumen gehören, erreicht es sogar das Meer.
Man schätzt, dass künstliches Licht ein Viertel aller Küsten weltweit erhellt, und dass ungefähr 1,6 Millionen Quadratkilometer Meeresboden nachts von ihm erreicht werden. Tendenz steigend. Das hat Konsequenzen für die Ökosysteme der Meere, denn für Tiere ist Licht vor allem eine Informationsquelle: es steuert Bio- rhythmen, erlaubt Orientierung bei Wanderungen und ermöglicht die Kommunikation zwischen Artgenossen. Künstliches Licht kann all diese Prozesse beeinflussen, denn es verändert die natürliche Tageslänge und überstrahlt natürliche Lichtquellen wie das Licht des Mondes und der Sterne sowie die Biolumineszenz von Tieren. Daher wird es mittlerweile als ein massiver Eingriff in natürliche Lebensräume wahrgenommen und als eine Form der Umweltverschmutzung angesehen.
Das internationale Forschungs- und Ausbildungsprogramm GAME (Global Approach by Modular Experiments) des GEOMAR untersucht in drei aufeinanderfolgenden Projekten (2021-2023) die Auswirkungen von Licht- verschmutzung auf die Bodenlebewelt des Meeres. In weltweit zeitgleich durchgeführten Experimenten wur- de und wird ermittelt, wie Lichtverschmutzung das Verhalten und den Biorhythmus von wichtigen wirbellosen Tiergruppen verändert. In diesem Vortrag wird dargestellt, wie die Teilnehmer:innen des GAME-Programms diese wissenschaftliche Fragestellung angegangen sind, welche praktischen Probleme sie lösen mussten und welche Ergebnisse sie gewonnen haben.